RUHR NACHRICHTEN, 5. MÄRZ 2004

IN NEPAL EIN TOR ZUR HOFFNUNG GEÖFFNET

Marianne Großpietsch wird 60

Ihr Privatleben tritt hinter ihrem Werk zurück. Mit Marianne Grosspietsch (Foto) verbindet man vor allem ihr Engagement für die Shanti Leprahilfe und die Menschen in Nepal. Morgen feiert sie ihren 60. Geburtstag – ein Grund vielleicht doch ein wenig zurückzublicken. Die Dortmunderin übernahm von ihrer Familie die Vorliebe für die asiatischen Länder, begann ihre berufliche Laufbahn als Assistentin einer Textilfirma in Tokio. Mit 23 Jahren heiratete sie Herbert Grosspietsch. Vier Kinder – davon zwei leibliche und später zwei adoptierte nahmen sie voll in Anspruch. Erst mit 30 Jahren begann sie ein Studium der evangelischen Theologie und der Judaistik. Adoptivsohn Puskal, inzwischen ein junger Mann, der Grafik Design studiert, konfrontierte sie mit dem Problem der Leprakrankheit und der großen Armut in Nepal. Seine Eltern waren leprakrank, alle elf Geschwister starben an Tuberkulose. Die Bilder des Elends, die Marianne Grosspietsch in Nepal sah, standen im krassen Gegensatz zu der Schönheit der Landschaft. 

Dorf für Hilfesuchende

1992 mietete sie in Katmandu, da wo die erbarmungswürdigsten und meisten Bettler saßen, ein Haus, engagierte eine einheimische Ärztin. Inzwischen ist daraus – nach einem Umzug, weil das Gebiet am Pashupatinath Tempel Weltkulturerbe wurde – ein ganzes Dorf mit Lepra Hilfestation, Werkstätten, Kindergarten, Ambulanz, Krankenhaus, Großküche und Feldern, auf denen Obst und Gemüse selbst angebaut werden, geworden.

In einem Land, wo 60 Prozent der über 20 Millionen Einwohner, unterhalb der Armutsgrenze leben, will Marianne Grosspietsch dafür sorgen, dass die Menschen nicht hungern müssen, dass sie sich von den selbst angebauten Lebensmitteln ernähren können.

»Wegwerf Kinder«

Viele erschütternde Geschichten von »Wegwerf Kindern«, die niemand haben wollte, und von einem alten Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben in einem richtigen Bett lag, kann sie erzählen. Bei der Shanti Leprahilfe, auch das »Tor der Hoffnung« genannt, wird niemand abgewiesen. Etwa die Hälfte des Jahres hält sich Marianne Grosspietsch in Nepal auf, die andere Hälfte kümmert sie sich um Spendengelder, auf die »Shanti« ausschließlich angewiesen ist.

Eines der größten Wunder für sie ist, dass die Menschen bei aller Not und bei einem sich immer stärker ausbreitenden Bürgerkrieg so schöne kreative Arbeiten schaffen, wie man sie u.a. im Shanti-Haus auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt bewundern und kaufen kann. S.K.

Spendenkonto: Deutsche Bank Dortmund
Konto 1 77 77 13, BLZ 44070024
www.shanti leprahilfe.de