WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG, 15. JULI 2006

»Super-Erinnerung«

Das finden alle Käufer des WM-Teppichs und wollen den roten Sisal als Andenken einrahmen, auf den Balkon legen oder in alle Welt verschicken. Mit Einnahmen finanziert die Shanti-Leprahilfe Zentrum in Nepal

»Für ein Siegestor«, will Frank Kaden das soeben ergatterte Stück WM-Teppich nutzen und einen Durchgang zum Nachbarn schaffen. Denn mit dem hat sich der 40-Jährige während der Fußballspiele vereinigt, gefeiert und die Partien geschaut, dabei kurzerhand die Hecke zerschnitten, die die Gärten trennte. Drei Meter Sisal dienen jetzt als Tor – und als Erinnerung.

»Super-Erinnerung«, findet auch Theodor Margref (57). 7,5 Meter WM-Sisal hat er im Propsteihof von den Mitgliedern der Shanti-Leprahilfe erstanden und sie im Kofferraum verstaut. »Fast jeden Tag bin ich über den Teppich gelaufen« berichtet der Dortmunder. Die Weltmeisterschaft erlebte er als ein Freudenfest – und nun werde er die Freude auf seinem Balkon haben. Nur eines falle ihm schwer, gesteht der 57-Jährige und lacht: »Eigentlich wollte ich sie nicht mit Füßen treten.«

Eine »alte sportbegeisterte Dame« lobt den guten Zweck, das Geld für bedürftige Kinder in Nepal einzusetzen. Außerdem sei es eine Ehre, über einen roten Teppich zu laufen: »Besser kann ich meine Gäste doch nicht empfangen.« Über den roten Sisal ist Marina Bischoff bereits mehrfach gegangen: »Ich bin den Teppich ganz oft rauf und runter gelaufen. Mit meiner Mama, die bei den Spielen kräftig mitgefiebert hat.« Daher bekommt die fußballbegeisterte Mutter einen Meter Andenken. Svenja (13), und Vivien (14) helfen beim Verkauf, rollen zwei Stücke für Marina ein. Die anderen 100 Zentimeter sollen hinter Glas: im Rahmen an der Wohnzimmerwand.

Im Wohnzimmer landet auch das Stück Sisal von Maria und Daniel. Einen Meter lassen sie sich abschneiden, das unter dem Tisch liegen soll. Die beiden 25-Jährigen brauchten sowieso einen Bodenbelag, da kam ihnen die WM-Trophäe gerade recht.

»Zerstückeln und verschicken«, will Uta Rothermundt ihr WM-Souvenir. Freunde in Brasilien, Amerika und Island sollen zunächst einen Fetzen bekommen. Dann könne sie noch jahrelang die übrigen Reliquien versenden, denn sie kauft gleich drei mal einen Meter. Mit einem Meter begnügt sich Michaela Hunsche. Das soll sofort auf den Balkon, weil abends Gäste kommen – zu ihrem 47. Geburtstag: »Wir werden drumherumsitzen und auf die WM anstoßen.« 

Roter Teppich für Kinder in Kathmandu

Viele Tausend Füße sind während der WM über den Roten Teppich gelaufen, jetzt ist er nochmal nützlich: Denn die Shanti-Leprahilfe verkauft ihn für zehn Euro pro Meter und hilft mit den Einnahmen Kindern in Nepal. »Es sind schwerstbehinderte Mädchen und Jungen aus Kathmandu, die Betten, Matratzen und Kleider brauchen«, sagt Marianne Großpietsch, die heute mit ihrer Shanti-Leprahilfe das14-jährige Bestehen feiert.

Rund 1000 Meter Teppich hat sie für den guten Zweck abgestaubt und hofft auch heute auf viele Käufer auf dem Propsteihof. Von 12 bis 18 Uhr gibt es noch einmal den roten Sisal zu kaufen.