KUMARS SILBERSCHMIEDE

KUNSTVOLLER SCHMUCK AUS
FINGERFERTIGEN HÄNDEN

Gora Buddha und Kumar Thapa können beide nicht mehr laufen, aber ihren Händen entspringt der schönste Silberschmuck weit und breit!

Sie verarbeiten vorwiegend farbige Glasreste aus Glasbläsereien in Deutschland (zum Beispiel in Malente), die Marianne regelmäßig nach Kathmandu mitbringt, oder farbiges Glas aus ausrangierten Flaschen.

Immer wieder lassen sie sich neue Armbänder, Ketten, Finger- und Ohrringe einfallen. Und kaum ein Besucher verlässt die Station, ohne bei Kumar und Gora ein Schmuckstück gekauft zu haben!

Vor allem die Lebensgeschichte von Kumar ist typisch für Menschen, die in Nepal an einer chronischen Krankheit leiden.

EIN TYPISCHES SCHICKSAL IN NEPAL: KUMAR

Kumar erkrankte im Alter von 8 oder 9 Jahren an einem rätselhaften Fieber, das ihn ins Bett zwang, weil er sich nicht mehr bewegen konnte.

Sein Vater, ein relativ wohlhabender Bauer im nepalesischen Hochland, bemühte 15 Mal den örtlichen Medizinmann, um seinen Sohn zu heilen. Das kostete ihn mehrere schwarze Ziegenböcke, hunderte von Hühnern und diverses andere an Gastgeschenken für den "Heiler".

Als alles nichts half, brachte er Kumar in ein Militärhospital. Als Sicherheit für die Behandlung dort musste er eine Bürgschaft von 80.000 Rupies hinterlegen - den Gegenwert seines gesamten Landbesitzes von 40.000 Quadratmetern.

Im Militärhospital wurde bei Kumar Kinderlähmung diagnostiziert. Nach mehreren Monaten wurde er aus der Klinik entlassen mit der Auskunft, man könne nichts mehr für ihn tun, die Lähmung sei dauerhaft.

So nahm der Vater niedergeschlagen seinen Sohn wieder mit nach Hause - er hatte sein ganzes Hab und Gut für eine nutzlose, ineffektive Behandlung verloren. Als die beiden zuhause ankamen, brach der Vater zusammen und starb an einem Herzanfall.

Noch heute treten Kumar die Tränen in die Augen, wenn er davon erzählt. Und es ist nachvollziehbar, wie viel es ihm bedeutete, als er 2011 den Gegenwert von 200 Euro, die er durch seine Silberschmiedearbeit bei Shanti verdient hatte, seiner Familie zurückbringen konnte.

Ein behinderter Mann fällt nicht etwa seiner Familie zur Last, sondern unterstützt sie finanziell - in Nepal kommt das einem Weltwunder gleich!

Neben seiner Arbeit als Silberschmied kümmert sich Kumar auch als Hausvater um die verwaisten Jugendlichen, die in der Shanti-Station in Kathmandu wohnen. Aufgrund seines ruhigen, besonnenen Wesens wird er von allen respektiert und geliebt.